„Wider den Gehorsam“ war Arno Gruens letztes Essay.

Arno Gruen ist tot. 92 Jahre alt wurde er. Ein Psychoanalytiker, der nicht nur individuell fragte, was war da früher, dass jetzt das so ist wie es ist? Sondern der fragte und suchte, was denn  in den Gesellschaften und ihren Kulturen die Ursachen von Gewalt und Hass gegenüber dem Fremden – dem Fremden in Form einer anderen Kultur, anderen Sprache, Landschaft, Distanz-Nähe-Verhalten, Geruch, Klosysteme, Feste, Musik, Küche und dem Fremden in Form eines Reisenden, eines Suchenden, eines Fliehenden, eines Lernenden und Forschenden sein könnte. Nun, er hat sehr viele Erklärungen in den 92 Jahren gefunden.

Die fundamentale Aussage aber ist: Die Kulturtechnik Gehorsam. Die zerstörerische Dynamik des Gehorsams verdrängt die Veranlagung und Kulturtechnik der Empathie. „Gehorsam meint, dass man das eigene Selbst nicht wirklich entwickeln kann.- Dass man keine wirkliche Verantwortung für sich entwickelt.“

Dann braucht man die Autoritäten, Gurus, Führer! Und dann braucht die Gesellschaft Helden. Das sind die G9 Kämpfer und andere Spezialisten einerseits und dann die, die sich bei Aufrufen durch die Autoritäten zur Zivilcourage in die Bresche werfen anderseits. – Was für ein armes Land, das Helden braucht – schrieb Bert Brecht.

„Wider den Gehorsam“ war Arno Gruens letztes Essay. Als ich es jetzt las, entdeckte ich mit einem Mal die wunderbare Ironie und Frechheit von Wilhelm Busch mit seinen Max und Moritz Geschichten: Moritz´ Locke, die eine Jakobinermütze nach macht; die Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten und Spielregeln, die irrsinnigen Erziehungsmethoden damals (?) – die zum Gehorsam ausrichten sollten ( wie auch beim Struwelpeter), aber auch die subtile Schadenfreude, die dieser erste Comiczeichner namens Busch dadurch ausdrückt, dass die „selbstverständliche“ Frechheit von Max und Moritz sich nicht dadurch auflöst, dass sie in der Kornmühle kleingemacht werden, sondern dass sie in ihren kleingemahlenen Teilen subversiv und unaufhaltsam weiter wirken.

 

Ich (Joachim) war grad im Quittenbusch. Ein total ungehorsames und zudem widerspenstiges Ding, das mir ungeheuerlich zusetzte als ich die Früchte abnehmen wollte.

Aber jetzt gibt es zwei Wochen lang Quitten zum Abholen – in Berlin (dann müssen sie verarbeitet werden). Meldet Euch. Kartoffeln und Äpfel sind auch noch da.

 

Und noch eine Sache: Wir bauen den „Projekthof Verein“ um (neue Satzung und neuen Vorstand und neue Ausrichtung). Vielleicht wollt Ihr „Mitglied“ sein und habt Euch bislang nur nicht getraut es zu sagen. Demnächst ist Mitgliedertreff. Wenn Ihr wollt auch mit Euch.

http://projekthof-karnitz.de/wordpress/home/

Am 06.12.2015 um 11.00 Uhr in der Weserstraße 207, bei Borner/Zienert

Liebe Grüße

Martina und Joachim